Yvonnes Praktikum in der Konzeption
Viel zu spät kommt dieser Blogeintrag. Aber trotzdem möchte ich nicht versäumen, Wochen später ein paar Gedanken zu meinem Praktikum in der Konzeption nachzuschieben. Viel schlimmer noch: Ich habe keine Lust mich kurz zu fassen. Beim folgenden Eintrag geht es schließlich um die Hintergründe des Praktikums, die Konzeption und ein bisschen auch um Leidenschaft.
Wie ich die Konzeption kennenlernte
Ich fädelte mich zunächst nur langsam in die Konzeptionsaufgaben ein, da ich noch einige meiner alltäglichen HR-Aufgaben zu erledigen hatte. Ich beschäftigte mich damit, an welcher Stelle im Bestellprozess bei einem unserer Kunden eine PayPal-Funktion eingebunden werden kann. Zunächst recherchierte ich in Twitter-Applikationen und Meta-Suchmaschinen für Blogs, wie Konsumenten die Zahlungsmöglichkeit mit PayPal wahrnehmen. Eine denkbar schlechte Herangehensweise, wie mir irgendwann wenigstens selbst auffiel. Diese Recherche war zwar total spannend, aber eben gar nicht meine Aufgabe. Die Anforderung des Kunden – die Einbindung dieser Zahlungsfunktion – stand ja bereits fest und sollte nun konkret umgesetzt werden. Ich beschloss, dass ich den Stellenwert eines Briefings neu zu bewerten hatte und mich bei der nächsten Aufgabe im allerersten Schritt damit eingehend beschäftigen musste.
Sinnvoll war die Verinnerlichung des Bestellprozesses. Später ist mir noch oft aufgefallen, wie detailliert sich die Kollegen in der Konzeption in das Projekt, in den Kunden und seine Anforderungen, die er selbst manchmal gar nicht so konkret formuliert, hineindenken. Ich hatte nicht ein einziges Mal Kundenkontakt, aber immer ein grobes Bild von einem Menschen vor Augen.
Die Fähigkeit zum Perspektivwechsel und der Selbstbeobachtung sind im Leben vielleicht im Allgemeinen nicht zu verachten, aber scheinen mir besonders in der Konzeption eine Vorraussetzung für eine gute Arbeit zu sein.
Bleiben wir beim einfachen PayPal-Beispiel: Ich habe diese Zahlungsmethode auf verschiedenen Websites getestet und dabei festgestellt, dass es mich persönlich sehr nervt, wenn ich einen Bestellprozess nicht abschließen kann. Ob es Probleme im Shop gibt oder diese zufällig gerade bei PayPal liegen, ist mir dabei völlig egal. Es sei denn, durch Einblendung eines Hinweistextexts wird deutlich, dass die Probleme eben bei PayPal liegen und nicht auf der Website des Shopbetreibers. Damit ist der angekündigte Perspektivwechsel noch nicht vollständig beschrieben. Es gilt immerhin noch den Projektmanager und den Techniker davon zu überzeugen, dass die gewonnene Erkenntnis Eingang in die Umsetzung findet.
Bei einem Usability-Test für ein anderes Projekt, bei dem Probanden einen Bestellprozess anhand eines Klickdummys durchliefen und dabei mit einer Kamera aufgenommen wurden, wunderte ich mich erneut, wie sehr die Kollegen aus der Konzeption sich mit Menschen und deren Verhalten auseinandersetzen. Sie müssen ein Gefühl dafür haben, wie ein Nutzer möglichst einfach durch eine Seite navigieren kann.
Ich stelle es mir einen großen Augenblick vor, wenn man wochen-, vielleicht monatelang an der Konzeption einer Website gearbeitet hat und Menschen auf einmal diese antesten, sich bestenfalls intuitiv durchklicken und ihre Kommentare abgeben. Wenn eine Seite dann allerdings nicht die geforderte Usability bietet oder der Kunde andere Anforderungen stellt, kann es bestimmt auch schwierig sein, sich von einer Idee zu trennen, in die man Herzblut und Gedankengut gesteckt hat. Das richtige Maß an Leidenschaft ist wohl gefragt.
Ob es frustrierend sein kann, wenn man zwar den Anfang eines Projekts begleitet und bei der weiteren Umsetzung gar nicht verfolgen kann, wie die Website letztendlich aussieht? Ich vermute schon. Aber ebenso, dass man dann in der Konzeption nicht richtig aufgehoben ist. Vor allem, weil man die durch das frühzeitige Loslassen eines Projektes bedingte Abwechslung nicht zu schätzen weiß. Nur so hat man nämlich immer wieder mit neuen Aufgaben zu tun. Häufig auch noch parallel in ganz verschiedenen Projekten.
Welches Bild ich nun von dem Konzeptioner an sich habe
Schon als Kind hat er sich vor dem Zusammenbau eines Spielzeugs aus dem Ü-Ei nie die Anleitung durchgelesen. Das klappte meistens intuitiv. Wenn allerdings Andere in seiner Gegenwart die Anleitung durchlasen, beobachtete er genau, welcher Schritt als nächstes umgesetzt wurde: Las derjenige erstmal alles? Oder ging er Schritt für Schritt vor?
Wenn jemand heutzutage bei einem Gespräch mit dem Konzeptioner die Hand an die Stirn klatscht und ausruft: „Mensch, da hätte ich auch selbst drauf können“ ist es für ihn ein reines Déjà–vu –Erlebnis. Ist schließlich nicht das erste Mal, dass er aus einem Problem die Komplexität herausnimmt, vereinfacht und eine Empfehlung herausgibt. Vorsichtshalber hat er auch in einer Interaktivagentur immer einen Zettel und Stift dabei, damit er schnell mal etwas herunterscribbeln kann.
HR jetzt auch noch in der Konzeption – geht’s noch?
Als Teammitglied der Personalabteilung bin ich in der Unternehmensorganisation den Corporate Services zugeordnet. Diese Säule, zu der beispielsweise das Controlling oder die Büroorganisation zählt, unterstützt die Teams aus den Bereichen Kreation, Beratung und Technik beim Projektgeschäft. Bei SinnerSchrader hat jedes Mitglied aus den Corporate Services die Möglichkeit, bei einem zweiwöchigen Praktikum mal mitzuerleben, wie die Kollegen aus den anderen Säulen arbeiten. Ein Praktikum in der Konzeption habe ich mir deshalb auserwählt, weil ich erstens schon immer mal mit Rainer und seinem Team zusammenarbeiten wollte und zweitens vorher noch nie im Detail verstanden hatte, womit sich die Kollegen im ersten Stock überhaupt beschäftigen.
Wofür ich dankbar bin
Für den Blick über den Tellerrand, den SinnerSchrader mir geboten hat. Rainer für offene Ohren, die geduldige Beantwortung all meiner Fragen, neues Feuer für Ideen und beim Rauchen. Außerdem für sein beständiges Bemühen in den zwei Wochen, mir einen möglichst umfassenden Einblick in die Aufgabenfelder der Konzeption zu geben. Olli für seinen erhellenden Vortrag über Wireframes. Sabina und Dörte dafür, dass ich meinen Senf beim Umstrukturieren einer Karriereseite dazugeben durfte und eine Ahnung davon bekommen habe, wie Konzeption und Projektmanagement zusammenarbeiten. Allen, mit denen ich zu tun hatte, danke ich für das Teamworking und die Offenheit. Der Kreation insgesamt für viele Gelegenheiten zum Rumblödeln. Und dass mir PC-Nutzerin irgendwann mal jemand gezeigt hat, wo das @-Zeichen auf so einem Mac ist.
(Yvonne)
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