Du hast einen Traumjob? Dann hau rein! Teil 2
Heute nun der zweite Teil des Interviews auf horizontjobs.de mit Vanessa Boysen, Head of Human Resources bei SinnerSchrader – diesmal zum Thema Bewerbungsunterlagen:
Inwiefern sind die Arbeitszeugnisse früherer Arbeitgeber relevant, worüber können Sie Aufschluss geben?
Leider kann man sich die eingehende Zeugnislektüre zunehmend sparen. Schlechte Zeugnisse gibt es nicht mehr, häufig aber aus Unkenntnis schlecht geschriebene Zeugnisse. Ich sehe mir zwar auch die Abschlussformulierung an, achte aber mehr auf die Konsistenz der Tätigkeitsbeschreibung mit den Angaben im Lebenslauf oder der mündlichen Darstellung im Interview.
Wie gehen Sie mit Lücken und außerdem mit »Brüchen« im Lebenslauf um bzw. wie lassen sich diese bewerten?
Hier darf man heutzutage nicht so kleinkariert sein. Der Arbeitsmarkt ist sehr viel dynamischer geworden und die Lebensläufe sind es auch. Trotzdem ist es für mich ein Unterschied, ob jemand seine Zeit genutzt hat, um noch etwas dazuzulernen, um die Welt zu fahren, zu jobben, etc. oder ob er eben einfach zuhause darauf gewartet hat, dass der Postbote klingelt.
Ist Ihr Unternehmen noch offen für Quereinsteiger?
Ja, aber das wird zunehmend schwieriger. Unsere Branche hat sich in den letzten zehn Jahren sehr stark professionalisiert. Wo früher Allrounder noch gut einsetzbar waren, arbeiten heute nur noch Spezialisten. Das ist auch bei uns so. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass wir Quereinsteiger einstellen. Diese haben sich aber meist schon neben ihrem Studium sehr intensiv mit dem Thema Digitale Medien beschäftigt und bringen durchaus Spezialkenntnisse mit. Will sagen: Nicht jeder, der bei Facebook oder foursquare ist, kann automatisch in einer Interaktivagentur einen Beitrag leisten.
Ich rate aber immer dazu, es einfach zu versuchen. Du hast einen Traumjob? Dann hau rein! Mehr als eine Absage zu bekommen kann schließlich nicht passieren. Wenigstens braucht man heute nicht mal mehr eine Briefmarke kaufen, um sein Glück zu versuchen.
Welche Rolle spielt das Foto in der Bewerbungsmappe?
In einer perfekten Welt würde das Photo natürlich nur ein nettes Add-on sein, das aber inhaltlich keinen Einfluss hat. Stattdessen reagieren Menschen ausgesprochen stark auf visuelle Elemente. Das Gehirn versucht sofort, Gesichtsausdruck und Kleidung zu deuten und irgendein Erklärungsmuster zu produzieren. Das kann man sich nur bewusst machen und jemanden mit einem schrägen Bild, aber gutem Lebenslauf einfach einladen und sich ein echtes Bild machen.
Vor ein paar Jahren habe ich selbst mal jemanden beinahe nicht eingeladen, weil ich das Bild unpassend fand. Glücklicherweise wurde im Gespräch schnell klar, dass dies ein Fehler war, der mir nicht noch einmal passieren sollte.
Gibt es eine besonders originelle Bewerbung, die Sie beeindruckt und so in Erinnerung geblieben ist?
Nein, denn nichts ist schlimmer als eine originelle Bewerbung. Eine gut lesbare und aussagekräftige Bewerbung ist immer die bessere Wahl.
